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Ask the Experts: CO₂-Ausgleichsstrategie – Nachhaltiger Klimaschutz mit wirtschaftlichem Mehrwert
In unserer Interview-Reihe "Ask the Experts" beantworten Partner/innen und Dozierende unserer RWTH Zertifikatskurse aktuelle Fragestellungen und geben Handlungsempfehlungen für Unternehmen, um im Jahr 2025 erfolgreich zu sein.
In einer Welt, in der die Klimaziele immer ambitionierter werden und die regulatorischen Anforderungen zunehmen, rückt die CO₂-Ausgleichsstrategie zunehmend in den Fokus unternehmerischer Nachhaltigkeitskonzepte. Sie bietet Unternehmen die Möglichkeit, unvermeidbare Emissionen zu kompensieren und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen zu nutzen – vorausgesetzt, sie wird strategisch, transparent und mit hochwertigen Projekten umgesetzt.
Der Fokus in diesem Beitrag: CO₂-Ausgleichsstrategie – Nachhaltiger Klimaschutz mit wirtschaftlichem Mehrwert mit Ixchen Elias, Dozentin des RWTH Zertifikatskurses Chief Sustainability Manager.
CO₂-Ausgleichsstrategie – Nachhaltiger Klimaschutz mit wirtschaftlichem Mehrwert
Interview mit Ixchen Elias
Warum gewinnt die CO₂-Ausgleichsstrategie für Unternehmen an Bedeutung?
"Die Reduzierung von CO₂-Emissionen steht weiterhin im Mittelpunkt der Klimaschutzstrategien vieler Unternehmen. Doch gerade in schwer dekarbonisierbaren Sektoren wie Stahl, Zement oder der Luftfahrt reichen interne Maßnahmen oft nicht aus. Hier kommt die CO₂-Ausgleichsstrategie ins Spiel.
Unternehmen müssen sich zunehmend mit der Frage auseinandersetzen, wie sie unvermeidbare Emissionen kompensieren können. Dabei rücken verschiedene Mechanismen wie Carbon Capture and Storage (CCS) oder naturbasierte Lösungen in den Fokus.
Zwar steht die Prämisse: Vermeidung geht vor Abscheidung, allerdings werden sog. Residualemissionen in Zukunft nicht vermeidbar sein. Diese müssen anderweitig abgeschieden oder kompensiert werden. Zusätzlich sind sich Forscher einig, dass wir weit über das 1.5 Grad Ziel hinausschießen und daher in Zukunft sog. Negativemissionen brauchen.
CO2 Ausgleichsmaßnahmen sind durch die vielen Greenwashing Versuche in der Vergangenheit in Verruf geraten. Da sich aber Forschung, Politik und Wirtschaft einig sind, dass wir diese in Zukunft brauchen, versucht die EU einen klaren Rahmen zu setzen, der dafür sorgen soll, dass CO2 Ausgleich kein Greenwashing ist, sondern einen echten Klimaschutzbeitrag leistet.
Sowohl natürliche Methoden als auch technologische Lösungen werden dabei berücksichtigt. Unter letzteres fallen zum Beispiel Direct Ocean Capture (oder die bekanntere, wenn auch ineffizientere Direct Air Capture). Um diese zur technologischen Reife zu bringen und für den Markt zu skalieren wird es noch eine Weile dauern.
Daher geht die EU einen wichtigen Schritt indem sie festlegt, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit sich zukünftig gekaufte Zertifikate anrechnen lassen können.
Welche Trends prägen den Markt 2025 und darüber hinaus?
„Wir sehen zwei große Entwicklungen: Zum einen technologische Fortschritte bei Carbon Capture & Storage (CCS) und Direct Air Capture (DAC), die zunehmend skaliert werden. Zum anderen entstehen durch neue Regulierungen und die Integration in den Emissionshandel neue Marktmechanismen. Zudem setzen Unternehmen verstärkt auf Beyond Value Chain Mitigation (BVCM) – also Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Lieferkette.
Da diese Projekte derzeit nicht oder nur begrenzt auf regulatorische Klimaschutzziele angerechnet werden können, machen Unternehmen BVCM als Strategische Investition. Zum Beispiel um sich als Vorreiter bei der Nachhaltigkeit zu platzieren und somit für junge Fachkräfte als Nachhaltiger Arbeitgeber sichtbar zu sein. Dabei ist es hilfreich, wenn die gewählten Kompensationsprojekte im Bezug zum Unternehmen stehen. Also wenn ich beispielweise Kunstsoffbauteile produziere, diese aber nicht zurückgewinnen kann, könnte ich in Projekte investieren, die die Plastikverschmutzung in Meeren reduzieren.“
Welche Aufgaben stehen für Unternehmen jetzt konkret an?
„Unternehmen müssen ihre CO₂-Reduktionsstrategie klar definieren: Erst Emissionen senken, dann gezielt kompensieren. Dabei sollten sie auf zertifizierte und glaubwürdige Projekte setzen, um Greenwashing-Vorwürfen vorzubeugen. Gleichzeitig gilt es, regulatorische Entwicklungen genau zu beobachten, da sich der Markt für CO₂-Kompensationen stark verändert.“
Welche Handlungsempfehlungen geben Sie Unternehmen?
„CO₂-Kompensation sollte nicht als Ablasshandel verstanden werden, sondern als Ergänzung zu einer fundierten Dekarbonisierungsstrategie. Unternehmen sollten hochwertige CO₂-Zertifikate nutzen, regulatorische Entwicklungen frühzeitig antizipieren und in langfristige Klimaschutzmaßnahmen investieren. Transparenz und glaubwürdige Kommunikation gegenüber Stakeholdern sind essenziell, um Vertrauen zu schaffen. Wer sich jetzt strategisch aufstellt, kann nicht nur Klimaziele erreichen, sondern sich auch Wettbewerbsvorteile sichern.“